Durchführung einer Evaluation:
Laufend
Typ der Evaluation:
Medizinisch
// Technisch
// Usability
// Ökonomisch
Ziele der Evaluation:
Im Projekt gibt es zwei parallele Evaluationsstränge. Zum einen die zuvor vorgestellte gesundheitsökonomische Gesamtevaluation des Vorhabens durch die Universität Bielefeld. Der zweite Strang ist eine projektbegleitend ausgerichtete Stakeholder-fokussierte Evaluation hinsichtlich der Akzeptanz, Ethik und Usability und erfolgt durch das Institut für Geschichte, Theorie und Ethik in der Medizin (GTE) der Uniklinik RWTH Aachen und den Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft am Human-Computer Interaction Center (HCIC) der RWTH Aachen.
Ziel des ersten Evaluationsstranges, der gesundheitsökonomischen Evaluation, ist es die Anzahl sowie die Art der Krankenhauseinweisungsrate zu analysieren, basierend auf der Annahme, dass die Anzahl an vermeidbaren, überversorgenden Krankenhauseinweisungen in der Interventionsgruppe geringer als in der Kontrollgruppe ist. Der gesundheitsökonomischen Evaluation liegt die Hypothese zugrunde, dass die Implementierung der neuen Versorgungsform im Vergleich zur derzeitigen Regelversorgung aus Sicht der Krankenkassen inkrementell eine höhere Nutzen-Kosten-Relation aufweist.
Ziel des zweiten Evaluationsstranges des HCIC und GTE ist es, den Entwicklungs-, Erprobungs- und Implementierungsprozess des intersektoralen telemedizinischen Kooperationsnetzwerks sozialwissenschaftlich und ethisch über den gesamten Projektverlauf zu evaluieren und begleiten. Das zentrale Ergebnis dieses Evaluationsstrangs ist die Entwicklung einer mit den Bedürfnissen abgestimmten, sozialverträglichen, akzeptierten und nachhaltigen Transformation im Bereich der (Akut)-Versorgung geriatrischer Patienten an der Schnittstelle von Rettungsdienst, Notaufnahme, Hausarzt und Pflege anhand geeigneter nutzerinduzierter Evaluationskriterien.
Übergeordnetes Ziel beider Evaluationsstränge ist eine Triangulation medizin-ökonomisch, ethisch und nutzerseitig relevanter Faktoren, um einen holistische Betrachtung zu garantieren und die Überführbarkeit in eine Regelversorgung und Verstetigung des Ansatzes zu gewährleisten.
Durchführende Organisation:
Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld; Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, Human-Computer Interaction Center, RWTH Aachen University; Institut für Geschichte, Theorie und Ethik in der Medizin, Uniklinik RWTH Aachen
Deutschland
Art/Typ des Evaluationskonzeptes:
Grundlage der gesun dheitsökonomischen Evaluation sind zwei Datenquellen: Eine Patientenakte Studiendatenbank, welche durch Daten des Pflegepersonals sowie durch die an dem Projekt teilnehmenden sonstigen medizinischen Leistungserbringer gefüllt wird; GKV-Abrechnungsdaten, welche ein umfassendes Abbild sämtlicher medizinischer und nicht-medizinischer Leistungserbringungen ermöglichen. Sie dienen der Ergänzung und Validierung der erhobenen Primärdaten sowie zur Ermittlung der Kosten. Die Zeitpunkte der Datenerhebung der primären und sekundären Outcomes mittels Studiendatenbank Patientenakte und der GKV-Routinedaten werden im Sinne der Intervention kontinuierlich erhoben. Im Gegensatz dazu wird die Lebensqualität dreimal im Projektverlauf erhoben.
Im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Evaluation wird über den gesamten Projektverlauf der Entwicklungs-, Erprobungs und Implementierungsprozess des intersektoralen telemedizinischen Kooperationsnetzwerks für geriatrische Patienten Optimal@NRW flankiert. Dieses Vorgehen stellt sicher, dass bei allen technischen, medizinischen und strukturellen Transformationsaufgaben und Neuerungen die Bedürfnisse aller beteiligten Stakeholder (Patienten, Angehörige, Pflegekräfte, Rettungsdienst, Ärzte, KV) berücksichtigt werden und überdies soziale, ethische und rechtliche Aspekte bereits in frühe Phasen des Entwicklungsprozesses einbezogen und in ein abgestimmtes und auf die Bedürfnisse zugeschnittenes Change Management überführt werden. Dies umfasst auch die Unterstützung der anderen Partner (Technik/Medizin) bei der nutzerzentrierten Entwicklung von Schulungs- und Einführungskonzepten. Die beiden Lehrstühle adressieren dabei im Speziellen die Diversität der Nutzerschaft, die Sensitivität der im Fokus stehenden Daten und die daraus resultierende Herausforderungen für die Gestaltung der intersektoralen (interprofessionellen) Kommunikation.
Der Lehrstuhl für Medizinethik (GTE) des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin sowie der Lehrstuhl für Communication Science am Human-Computer Interaction Center der RWTH Aachen University erarbeiten anhand sozial- und gesellschaftswissenschaftlicher Methoden die Perspektiven und Positionen aller beteiligten Akteure. Dies erlaubt die Entwicklung einer mit den Bedürfnissen abgestimmten, sozialverträglichen, akzeptierten und nachhaltigen Transformation im Bereich der (Akut-) Versorgung pflegebedürftiger Patienten an der Schnittstelle von Pflege, Rettungsdienst, Hausarzt und Notaufnahme.
Art des Evaluationsdesigns:
Die gesundheitsökonomische Evaluation verläuft im Rahmen einer Cluster-randomisierten Studie in Form des Stepped-Wedge-Designs. Der Einschluss von Patienten findet daher fortlaufend über die gesamte Studiendauer statt, um im Sinne des Stepped Wedge Designs eine homogene Verteilung der Studienteilnehmer zwischen den Clustern und Intervallen zu sichern. Eine Betrachtung auf Pflegeheim-Ebene unterstützt die Umsetzbarkeit des Projektes. Im Stepped-Wedge-Design beginnt die Beobachtung aller Cluster zeitgleich, wobei sich alle Cluster zunächst in der Kontrollphase befinden. Anschließend gehen die Cluster in gleichmäßigen Abständen schrittweise und vom Zeitpunkt her randomisiert in die Interventionsphase über. Durch die schrittweise Etablierung können auch logistische und praktische Umsetzungsschwierigkeiten, die sich bei Studiendesigns mit zeitgleichem Interventionsbeginn ergeben, überwunden werden. Durch eine Transitionsphase zwischen Kontroll- und Interventionsphase, können Schulungsmaßnahmen des Pflegepersonals sowie technische Installationen vorgenommen werden. Im Sinne einer ‚Open Cohort‘ werden sowohl Längsschnittdaten (gleichbleibende Studienpopulation über den gesamten Studienverlauf) als auch Querschnittsdaten (unterschiedliche Patienten in den einzelnen Stufen) einbezogen, um die durchschnittlichen Mortalitätsraten von Pflegeheimbewohnern miteinzubeziehen.
Für die sozialwissenschaftliche Evaluation des HCIC und GTE wird ein Methoden-Mix aus qualitativen (Interviews, Fokusgruppen, Feld- Beobachtungen), quantitativen (Fragebögen) sowie experimentellen Studien (Usability-Testungen) angewendet und für die Gesamt-Evaluation miteinander in Bezug gesetzt. Dieses Vorgehen stellt sicher, dass bei allen technischen, medizinischen und strukturellen Transformationsaufgaben und Neuerungen die Bedürfnisse aller beteiligten Stakeholder (Patienten, Angehörige, Pflegekräfte, Rettungsdienst, Ärzte, KV) berücksichtigt, sowie soziale und ethische Aspekte bereits in frühen Phasen des Entwicklungsprozesses einbezogen werden. So wird die finale Versorgungsstruktur schließlich an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet. Das GTE und HCIC berücksichtigen dabei im Speziellen die Heterogenität der Nutzer, die Sensitivität der im Fokus stehenden Daten und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Gestaltung der intersektoralen Kommunikation.
Art der verwendeten Daten:
Der Aufenthalt im Krankenhaus wird mittels Erhebung der Verweildauer auf der Intensivstation sowie des Anteils an vermeidbaren ambulant-sensitiven Krankenhausfällen im Sinne des Projektvorhabens analysiert. Der Krankenhausaufenthalt, die Anzahl der Krankenhauseinweisungen sowie die Anzahl vermeidbarer ambulant-sensitiver Krankenhausfälle werden erfasst auf Basis der Patientenakte und ergänzt durch GKV-Routinedaten.
Hinsichtlich der ökonomischen Endpunkte werden mittels GKV-Routinedaten alle Inanspruchnahmen stationärer und ambulanter Gesundheitsleitungen bei den Studienteilnehmern erfasst. Für die gesundheitsökonomische Evaluation werden zudem alle damit verbundenen Kosten erfasst. Darüber hinaus wird die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Studienteilnehmer für Kontrolle- und Intervention ermittelt. Entsprechende Daten werden primär mittels des VR-12 und Qol-AD36 Fragebogens unmittelbar nach Projektbeginn innerhalb der Kontrollphase, zu Beginn der Transitionsphase sowie am Ende der Interventionsphase durch die Pflegekräfte der jeweiligen Pflegeeinrichtungen erhoben und durch die Study Nurses des UKA in die Patientenakte übertragen
Die methodische Umsetzung der Evaluation des GTE und HCIC setzt sich zusammen aus:
- Interviews mit ausgewählten beteiligten Akteuren (Rettungsdienste, Pflegeheime/Pflegepersonal, behandelnde Ärzte, Notaufnahme, Stationsärzte, Tele-Ärzte, KVNotdienst, Familienmitglieder, gesetzliche Betreuer, betreute und nichtbetreute Patienten); nachfolgende Entwicklung eines Kurz-Fragebogens für verschiedene Stakeholder;
- Schriftliche Befragung der verschiedenen Stakeholder auf Grundlage der 7 MEESTAR Kriterien [MEESTAR = Modell zur ethischen Evaluierung sozio-technischer Arrangements; Kriterien: Fürsorge, Selbstbestimmung, Sicherheit, Gerechtigkeit, Privatheit, Teilhabe, Selbstverständnis).
- Ganzheiltiche Analyse der intersektoralen (sozialen) Kommunikations- und Dokumentationsabläufe und Schwachstellen inkl. Prüfung der Aspekte Datenschutz, Persönlichkeitsrechte und Patientenautonomie, nutzergetriebene Anforderungen
- Akzeptanzstudien (Interviews, Fragebögen) bei allen relevanten Akteuren und teilnehmende Beobachtung durch Embedded Researcher, Ethics by Design
Ergebnisse:
Die Studie ist noch in der Durchführung. Die abschließende Evaluation ist für 2024 vorgesehen.