Beschreibung
Das Szenario beschreibt die telemedizinische Mitbetreuung von Hochrisikopatienten als Ergänzung zur Präsenzmedizin von niedergelassenen Hausärzten und Kardiologen. Die Patienten erhalten hierzu medizinische Messgeräte, mit denen sie täglich EKG, Blutdruck, Gewicht und Selbsteinschätzung des Wohlbefindens messen bzw. angeben. Diese Werte werden automatisch direkt über Bluetooth und Mobilfunk an das Telemedizinzentrum übertragen. Die dortigen Fachärzte und Fachpfleger befunden die eingehenden Werte unter Berücksichtigung der Patientenhistorie und den medizinischen Leitlinien für Chronische Herzinsuffizienz und leiten bei Veränderungen/Verschlechterung verschiedene Maßnahmen ein: z.B. telefonische Kontaktaufnahme mit dem Patienten/ Haus- und Facharzt, außerhalb der Öffnungszeiten der betreuenden Niedergelassene Veränderungen der Therapie (z.B. Dosisanpassung der Medikamente), Maßnahmen zur Verhaltensänderung des Patienten (z.B. Reduktion der Trinkmenge), Alarmierung des Notarztes und Übergabe medizinischer Informationen an diesen, …
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Abgeleitete Maßnahmen
Wenn im TMZ durch das medizinische Personal Verschlechterungen der Vitalparameter oder Notfälle festgestellt wurden, nahm der Arzt im TMZ direkt mit dem Patienten bzw. dem betreuenden Haus- und Facharzt Kontakt auf. Die Eskalationsstufen reichten dabei beispielsweise von Empfehlungen zur erneuten Messung, über Veränderungen in der Medikation bis hin zur Alarmierung des Notarztes.
Neben den routinemäßigen Kontrollen wurden die gemessenen Daten u.a. genutzt um Effekte einer Medikamentenumstellung als Erfolgskontrolle zu erfassen. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und auf diese adäquat zu reagieren. Bestanden weitere klinische telemedizinische Informationsmöglichkeiten bei einzelnen Patienten, z.B. Homemonitoring von Implantaten, durften diese Informationsquellen auch genutzt werden.
In der telemedizinischen Interventionsgruppe erfolgte die Risikostratifizierung der Patienten mit Hilfe von molekularen Biomarkern.
Zusätzliche Maßnahmen
Hilferuftelefon beim Patienten mit direktem Kontakt zum Telemedizinzentrum
Informationsgewinnung und -übertragung
Das in der TIM-HF2-Studie verwendete telemedizinische System beinhaltete vier Säulen der Betreuung:
das Telemonitoring von Vitaldaten
die biomarkerbasierte Stratifizierung und Therapieoptimierung
die Patientenschulung
das Management von Komorbiditäten.
Zu Beginn der Studie erhielten alle Patienten der Telemedizingruppe ein Set von telemedizinischen Messgeräten, mit denen die Patienten kontinuierlich nach einem Messplan und zusätzlich diskontinuierlich bei Bedarf nach ärztlicher Initiierung oder nach persönlichem Empfinden ihre Vitalparameter messen konnten.
Innerhalb von sieben Tagen nach Studienbeginn wurden die Patienten und deren Angehörige zuhause durch Pflegepersonal im Umgang mit den Messgeräten und ihrer Erkrankung geschult (siehe Abbildung 10). Im Rahmen der Schulung wurde neben der Handhabung der telemedizinischen Geräte auch patientengerecht aufbereitetes Wissen zum Umgang mit der Erkrankung vermittelt. Dies geschah unter Einbeziehung des sozialen Umfeldes. Im Verlauf fanden einmal monatlich durch einen Mitarbeiter des TMZ strukturierte telefonische Patientengespräche statt, in denen der Gesundheitszustand, die Adhärenz sowie Probleme im Zusammenhang mit der Erkrankung und den Geräten erfragt wurden. Dabei sollten Handlungskompetenzen entwickelt und gestärkt werden, die den Patienten im Alltag gegenüber seiner Erkrankung sensibilisieren (z. B. Beachtung der Trinkmengenbeschränkung, regelmäßige Medikamenteneinnahme, selbständige Anpassung der Diuretikadosis).
Zudem wurde initial ein Pflegeassessment durchgeführt, das in den monatlichen strukturierten Telefongesprächen fortgesetzt wurde.
Die Patienten sollten täglich folgende Messungen durchführen:
eine Einzelmessung des Gewichts,
eine Einzelmessung des Blutdrucks,
eine 120 Sekunden andauernde EKG-Registrierung mit SpO2- Bestimmung mittels Dreikanal-EKG-Eventrecorder und
eine Selbsteinschätzung des Befindens.
Die erhobenen medizinischen Daten wurden anschließend verschlüsselt und mobilfunkbasiert über das PhysioGate® an den Server beim Konsortialpartner T-Systems übermittelt. Im Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin an der Charité wurden die Daten dem medizinischen Personal in einer vom Konsortium entwickelten elektronischen Patientenakte dargestellt. Über das PhysioGate® wurde zudem täglich die Selbsteinschätzung des Patienten abgefragt (siehe Abbildung 9) und es war für den Patienten möglich, seine Messwerte im Verlauf anzuschauen. Zudem zeigte das PhysioGate® den täglichen Messplan an und bestätigte den Patienten die erfolgreiche Datenübermittlung.
Weiterer Bestandteil der Plattform war ein Hilferufhandy als unabhängiges Notruf- und zweites Informationssystem vom Patienten zum TMZ.
Informationsempfänger und -verarbeitung
Das Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin (TMZ) an der Charité war rund um die Uhr durch medizinisches Fachpersonal besetzt. Es erfolgte eine tägliche Statusbewertung. Bei auffälligen Befunden wurde ein abgestuftes Vorgehen veranlasst.
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