Die Roadmap des Interop Councils bildet den Fahrplan für die nächsten 2 Jahre und damit die Grundlage der Arbeit des Interop Councils. Sie nennt und priorisiert geeignete Maßnahmen, um das langfristige Zielbild des Gremiums zu erreichen: Eine bessere Medizin durch mehr Interoperabilität zu gestalten.
Roadmap
2023-2024
Die Roadmap des Interop Councils
Dynamischer Fahrplan
Die Roadmap versteht sich als ein Dokument, welches einer kontinuierlichen Weiterentwicklung und jährlichen Revision unterliegt. Die Roadmap ist keine nationale Strategie, sondern ein Arbeitsprogramm, das auf pragmatische Umsetzbarkeit setzt. Nichtdestrotz soll am Ende der ersten 2 Jahre der Roadmap die Erarbeitung einer nationalen Interoperabilitätsstrategie und einer Governance für Interoperabilität in Deutschland stehen.
Die Themenstellungen im Detail
Die 15 Themenstellungen der Roadmap wurden in sechs unterschiedliche Kategorien geclustert. Anbei sind die Themencluster und die einzelnen Steckbriefe der Themenstellungen zu finden. Somit wird ein kurzer und präziser Einblick gewährt, was sich hinter den einzelnen Themenstellungen verbirgt.
Der Inhalt und die zeitliche Anordnung der Steckbriefe ist dynamisch und wird sich veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Vorschläge und Anregungen zur Ausgestaltung der Steckbriefe und zukünftigen Arbeitskreise sind jederzeit willkommen und können direkt an die Koordinierungsstelle des Interop Councils gerichtet werden.
Fachanwender Journey Medikationsprozess | Beschreibung/Ziel: Medikationsprozess ganzheitlich und sektorenübergreifend darstellen unter Berücksichtigung internationaler Standards
Nutzen/Mehrwert: Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit, sektorenübergreifender Datenaustausch
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Erarbeitung von Handlungsempfehlung für Harmonisierung oder Empfehlung bestimmter Standards
Benötigte Expert:innen / Mitarbeit: HL7, MIO42, ePA, e-Rezept, Apotheker (auch stationär) Zeitraum: HJ2 2023 |
Intersektorales Board für seltene Erkrankungen | Beschreibung/Ziel: -
Nutzen/Mehrwert: Behandler-übergreifende Analyse von Daten zur Ermittlung von Verdachtsfällen für seltene Erkrankungen bzw. deren Therapieunterstützung, ähnlich den Tumor-Boards
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Erarbeitung sektorenübergreifender Journey
Benötigte Expert:innen / Mitarbeit: Ärzte ambulant + stationär + ? Zeitraum: HJ 2 2024 |
Onkologischer Fachanwender Pathway | Link zum Arbeitskreis: Den dazu gestarteten Arbeitskreis finden Sie hier.
Beschreibung/Ziel: Fachanwender Journey für Leistungserbringer aus der Onkologie (Indikation tbd)
Nutzen/Mehrwert: Identifikation Harmonisierungspotenzial Onkologie aus Sicht der Leistungserbringer
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen / Mitarbeit: Leistungserbringer Onkologie ambulant & stationär Zeitraum: HJ 2 2022 |
Pflege Journey | Link zum Arbeitskreis: Den dazu gestarteten Arbeitskreis finden Sie hier. Beschreibung/Ziel: Erarbeitung einer Journey für Anwender aus den Bereichen häusliche Pflege, Sozialstationen und Entlassmanagement
Nutzen/Mehrwert: Identifizierung von Interoperabiliätsbrüchen und notwendigen Standardisierungsaufgaben.
Operationalisierung/Umsetzung: Handlungsempfehlungen für Standardisierungsaktivitäten in der Pflege
Benötigte Expert:innen / Mitarbeit: Pflegepersonal/ Pflegeexperten, Pflegeinformatikhersteller Zeitraum: 4 Monate ab März 2023 |
Sammlung + Bewertung von ambulanten Use Cases | Beschreibung/Ziel: Identifikation und Bewertung von Use Cases in der ambulanten Versorgung, die durch Interoperabilität signifikant an Mehrwert gewinnen würden.
Nutzen/Mehrwert: Basierend darauf können Strategien entwickelt werden, wie Interoperabilität in der ambulanten Versorgung stärker umgesetzt werden kann.
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen / Mitarbeit: ambulante Leistungserbringer, Mio42/ KBV, gematik Zeitraum: HJ1 2024 |
Bürger Pathway Diabetestagebuch | Beschreibung/Ziel: Erarbeitung eines Bürger Pathways am Beispiel eines Diabetestagebuchs
Nutzen/Mehrwert: Herausarbeitung des Mehrwerts von Interoperabilität für Bürger
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen / Mitarbeit: gematik, Mio42, DDG/ Diabetes Experten, Zeitraum: HJ 2 2024 |
Terminologieserver/ -services | Link zum Arbeitskreis: Den dazu gestarteten Arbeitskreis finden Sie hier.
Beschreibung/Ziel: Erarbeitung von Kriterien für Infrastruktur, Zugang, Pflege, Services für zentralen Terminologieserver gemeinsam mit BfArM und gematik
Nutzen/Mehrwert: Einfache Nutzung, bessere Verbreitung von internationalen Terminologien in DE
Operationalisierung/Umsetzung: Handlungsempfehlungen für BfArM und gematik
Benötigte Expert:innen / Mitarbeit: BfArM, gematik, Terminologieexperten, -nutzer und -entwickler
Zeitraum: November 2022 - Februar 2023 |
Value Set Authority definieren | Beschreibung/Ziel: Erarbeitung einer Governance für value set provider im unter der Ägide einer Value Set Authority
Nutzen/Mehrwert: Klare Regeln für das Aufsetzen und Pflegen von Kodiersystemen und Wertelisten
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen / Mitarbeit: value set provider, BfArM, BMG
Zeitraum: HJ2 2023 |
Validierung/ Testumfelder | Referenzvalidator | Link zum Arbeitskreis: Den dazu gestarteten Arbeitskreis finden Sie hier.
Beschreibung/Ziel: Basierend auf dem von der gematik zur Verfügung gestellten Referenzvalidator soll erarbeitet werden, wie und für welche Zwecke zukünftige Prüfmodule verbindlich zur Verfügung gestellt werden.
Nutzen/Mehrwert: Mit Hilfe von Prüfmodulen kann die korrekte Umsetzung von Anwendungen bewertet werden.
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen/ Mitarbeit: Schnittstellenentwicklung, Standardisierung, FHIR, Primärsystementwicklung
Zeitraum: November 2022 –Februar 2023 |
Testumfelder | Beschreibung/Ziel: Ausarbeitung von Kriterien für Ausgestaltung von Testumfeldern für die Testung neuer (TI) Anwendungen
Nutzen/Mehrwert: Aktuell gibt es keine Möglichkeit neue Anwendungen vorab in verschiedenen Primärsystemen zu testen.
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen/ Mitarbeit: Primärsystemhersteller, Spezifikateure
Zeitraum: HJ1 2023 | |
Umsetzung TI Anwendungen in Primärsystemen | Beschreibung/Ziel: Die Realisierung von TI-Anwendungen in den Primärsystemen stockt. Verschiedene Lösungsmöglichkeiten (Bestätigungsverfahren, Steuerungsmöglichkeiten im Produktivbetrieb) sollen diskutiert werden.
Nutzen/Mehrwert: Beschleunigungspotenzial für die Umsetzung von TI Anwendungen identifizieren.
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen/ Mitarbeit: Gematik, Primärsystemhersteller, Anbieter von TI-Anwendungen
Zeitraum: HJ2 2024 | |
Verbindlichkeit der interoperablen Schnittstellen nach §371 und §373 | Verbindlichkeit ISiK | Beschreibung/Ziel: Untersuchung des aktuellen Status der Verbindlichkeit von ISiK. Identifikation von Beschleunigungspotenzial.
Nutzen/Mehrwert: Nutzung von Standards im stationären Sektor beschleunigen und stärken.
Operationalisierung/ Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen/ Mitarbeit: Primärsystem-hersteller, Fachanwender, Spezifikateure
Zeitraum: HJ2 2023 |
Verbindlichkeit AWST | Link zum Arbeitskreis: Den dazu gestarteten Arbeitskreis finden Sie hier.
Beschreibung/Ziel: Untersuchung des aktuellen Status der Verbindlichkeit von AWST.
Nutzen/Mehrwert: Nutzung von Standards im ambulanten Sektor beschleunigen und stärken.
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen/ Mitarbeit: KBV, Primärsystemhersteller, Spezifikateure
Zeitraum: HJ1 2023 |
Interoperable Geräteschnittstellen | Beschreibung/Ziel: Erarbeitung einer FHIR basierten Geräteschnittstelle
Nutzen/Mehrwert: Ablösung proprietärer Lösungen aus dem ambulanten Bereich, international wiederverwendbare Schnittstelle für Industrie
Operationalisierung/Umsetzung: Erarbeitung von Kriterien für FHIR Schnittstelle, falls möglich Beauftragung von Dienstleister für Erarbeitung
Benötigte Expert:innen/ Mitarbeit: Gerätehersteller, PVS Hersteller
Zeitraum: 3 Monate ab Februar 2023 |
KIM/ TIM: einheitliches (strukturiertes) Datenmodell | Beschreibung/Ziel: Entwicklung von Kriterien und Anforderungen an ein einheitliches Datenmodell als Baukasten für Datenobjekte in KIM und TIM.
Nutzen/Mehrwert: Versand von Daten in KIM/ TIM (inkl deren Standardisierung und Strukturierung).
Operationalisierung/Umsetzung: Arbeitskreis, Handlungsempfehlungen
Benötigte Expert:innen/ Mitarbeit: KBV, gematik, Hersteller von TI-Anwendungen und Primärsystemen, Fachanwender
Zeitraum: HJ2 2023 |
Harmonisierung kardiologischer Standards | Beschreibung/Ziel: Umsetzung der Handlungsempfehlungen des Arbeitskreises (Analyse des Status quo der Patient Journey Herzinsuffizienz".
Nutzen/Mehrwert: noch zu definieren
Operationalisierung/Umsetzung: noch zu definieren
Benötigte Expert:innen/ Mitarbeit: noch zu definieren
Zeitraum: HJ2 2024 |
Strategie 2030 & Governance | Beschreibung/Ziel: Kontinuierliche Erarbeitung einer IOP Strategie und IOP Governance für Deutschland
Nutzen/Mehrwert: Etablierung klarer Ziele und Regeln für die Zusammenarbeit von IOP Akteuren im deutschen Gesundheitswesen.
Operationalisierung/Umsetzung: noch zu definieren
Benötigte Expert:innen/ Mitarbeit: noch zu definieren
Zeitraum: kontinuierlich 2023 -2024 |
Weitere Informationen
Das Arbeitsprogramm des Interop Councils verfolgt die Vision:
-
eine hochwertige und kosteneffiziente Versorgung sicherzustellen,
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die datengeleitete Prävention von Krankheiten zu fördern und
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die Forschung mit verfügbaren großen Datenmengen aus Deutschland zu stärken.
All dies wird ermöglicht durch die konsequente Umsetzung der FAIR-Prinzipien: Daten müssen auffindbar, zugänglich, international anschlussfähig und wiederverwendbar abgelegt sein. Betrachtet wird dabei nicht nur Interoperabilität von technischen Standards und Terminologien. Im Sinne des European Interoperability Frameworks sollen alle Dimensionen der Interoperabilität – Recht, Organisation, Semantik und Technik – beleuchtet werden. Die Realität der Regelversorgung zeigt, dass die organisatorische Ebene, insbesondere die Prozessinteroperabilität, von zentraler Bedeutung für eine bessere Anwendung von internationalen Standards im deutschen Gesundheitswesen ist.
Ziel der Roadmap ist es, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen einen größtmöglichen Impact für Fachanwender:innen, also Ärtz:innen, Pflegepersonal und Heilberufler sowie Patien:innen zu ermöglichen. Die großen Volkskrankheiten in Deutschland sollen daher zentral in den Fokus genommen werden und Arbeitskreise mit direktem Bezug zu onkologischen und kardiovaskulären Erkrankungen priorisiert werden. Des Weiteren sollen Arbeitskreise mit einem Fokus auf Forschungsdaten bevorzugt werden.
Die Erstellung der Roadmap wurde im Sommer 2022 vom Interop Council initiiert und durch ein Kernteam erarbeitet. Für die Erstellung der Roadmap wurde eine deduktive Herangehensweise mit einem dezidierten Kriterienkatalog zur Priorisierung genutzt. Nach einer initialen Phase des Desktop Research und Input der Expert:innen im Rahmen der 4. Ordentlichen Sitzung des Interop Councils, wurde eine Long List von mehr als 80 Interoperabilitätsproblemen gesammelt. Nach einer Bewertung durch einen Kriterienkatalog mit zehn Kriterien, von Umsetzbarkeit über Transparenz bis hin zum finanziellen Nutzen, wurden letztendlich 15 Themen für die Roadmap priorisiert.
Das Zusammenbringen aller relevanten Akteure ist die zentrale Mission des Interop Councils. In diesem Sinne wurde auch die Roadmap mit anderen Interoperabilitätsakteuren wie der MIO42, der Medizininformatik-Initiative und dem BfArM frühzeitig abgestimmt, um einerseits Themen zu sammeln und andererseits Synergien zu schaffen und Doppelarbeit zu vermeiden. Die Zusammenarbeit zwischen Sektoren und Disziplinen definiert auch den Kern der Roadmap. Durch die Module „Intersektorale Kommunikation“ und „Journeys & Pathways“ sollen Anwender:innen in den Fokus gerückt werden. Mehrwerte von Interoperabilität für die tägliche Arbeit der Anwender:innen sollen klar in Use Cases herausgearbeitet werden. Ziel ist es, die Arbeit in intersektoralen und interdisziplinären Silos aufzubrechen und sinnvolle digitale Prozesse basierend auf internationalen Standards zu erarbeiten.
Im Rahmen einer interaktiven Kommentierung auf der 4. Sitzung des Interop Councils im August 2022 und einer schriftlichen Kommentierungsphase vom 27.10. bis 17.11.2022 konnten Expertenkreismitglieder die Roadmap kommentieren und Änderungen vorschlagen. Neben Fehlerkorrekturen und wertvollen Hinweisen für die auszuarbeitenden Steckbriefe der zukünftigen Arbeitskreise, wurde insbesondere eine weitere Journey „Pathway Schwangerschaft“ in den Backlog der Roadmap aufgenommen.
Die Roadmap unterteilt sich in 5 Handlungsfelder und 15 Themen. Die Handlungsfelder fallen in zwei Bereiche: Nutzerorientierung und Voraussetzungen für Interoperabilität.
Im Rahmen der Nutzerorientierung mit den Handlungsfeldern „Intersektorale Kommunikation“ und „Journeys & Pathways“ sollen die Anwender:innen in den Fokus gesetzt werden: ihre Anforderungen an Interoperabilität und entsprechende Use Cases sollen analysiert, Interoperabilitätsbrüche und fehlende Umsetzung von Standards und Terminologien identifiziert werden.
Im Fokus der Voraussetzungen für Interoperabilität mit den Handlungsfeldern „Terminologieservices“, „Implementierung“ und „Harmonisierung“ soll die konkrete Verbesserung im Sinne von Effizienz und Effektivität von Standards und Terminologien, stehen. Ebenso wird die Schaffung von Tools und Infrastrukturen, die die flächendeckende Nutzung von internationalen Standards und Terminologien beschleunigen, zentral betrachtet.
Die 15 Themen werden in Form von Kurzstreckbriefen beschrieben. Sie werden die Grundlage für Steckbriefe der Arbeitskreise sein.
Die Umsetzungsmöglichkeiten der Roadmap Ergebnisse konzentrieren sich auf zwei Stränge. Primär sollen für jedes Thema der Roadmap Arbeitskreise eingesetzt werden, die wiederum community-abgestimmte Handlungsempfehlungen erarbeiten sollen. Diese Handlungsempfehlungen werden vom Interop Council beschlossen. Parallel dazu kann der Interoperabilitätsnavigator INA genutzt werden, um Standards, Profile und Leitfäden einzureichen. Diese können vom Interop Council bewertet, empfohlen und dem BMG als verbindliche Festlegung vorgeschlagen werden.
Das Interop Council hat das Ziel, standardisierte und strukturierte (Echtzeit-) Einzeldaten zu generieren, die von Systemen verarbeitet werden können. Damit soll folgendes ermöglicht werden:
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Bessere Informationen und schnelleres Wissen am Point of Care
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Bessere Forschungsmöglichkeiten durch die schnelle und umfassende Verfügbarkeit von Daten
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Entlastung für Leistungserbringer:innen durch Vermeidung unnötiger bürokratischer Aufwände
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Entlastung für Entwickler:innen durch kompatible Spezifikationen
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Bessere Zweitverwertung der Daten, z. B. für präventive Maßnahmen, deskriptive, prädiktive und präskriptive Analytik, KI-Anwendungen etc.